Karlsruher Kreis

Eine Gruppe von Katholiken um Reinhold Frank beteiligt sich während des Zweiten Weltkriegs an geheimen Planungen für eine Nachkriegsordnung.

Um die Mitte der 1930er Jahre bildet sich in Karlsruhe ein Kreis gläubiger Katholiken, die die Gegnerschaft gegen das NS-Regime eint. Zum harten Kern des Kreises gehören der Rechtsanwalt Reinhold Frank, der Lehrer Franz Sprauer, der Diplomkaufmann Karl Ramstein, der Amtsgerichtsrat Siegfried Kühn und der Bankangestellte Alfred Ibach. Reinhold Frank, das bekannteste Mitglied des Kreises, verteidigt seit 1933 zahlreiche Regime-Gegner vor Gericht. Wahrscheinlich im Februar 1943 kommt ein Kontakt zwischen Frank und dem konservativen Widerstandskämpfer Carl Goerdeler zustande. Goerdeler kann Frank zu der Zusage bewegen, im Falle eines Umsturzes die politische Führung in Baden zu übernehmen. Andere Mitglieder des Karlsruher Kreises sind als Minister vorgesehen. Von jetzt ab trifft sich der Karlsruher Kreis fast jeden Tag in Franks Büro oder zu gemeinsamen Spaziergängen. In den zahlreichen Gesprächen geht es um Planungen für einen Neuaufbau nach dem Sturz des NS-Regimes. Gemeinsames Ziel ist ein demokratischer Rechtsstaat. Zum erweiterten Karlsruher Kreis zählen sieben weitere Personen, die zumindest gelegentlich an den Gesprächen teilnehmen: Wilhelm Schelb, Friedrich Werber, Josef Schneider, Franz Heidelberger, Richard Halbauer, Walter Pitsch und Wilhelm Baur. In die Planungen für das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 ist der Kreis vermutlich eingeweiht. Schon bald nach dem Scheitern des Attentats kommt die Gestapo Reinhold Frank auf die Spur. Er wird vor den Volksgerichtshof gestellt und wegen Hochverrats hingerichtet. Auch Franz Sprauer und Alfred Ibach werden verhaftet. Während Ibach keine Beteiligung an den Planungen nachzuweisen ist, erlebt Sprauer seine Befreiung bei Kriegsende im Arbeitserziehungslager Oberndorf-Aistaig. (al)