Hermann Böning

1894-1939

Der KPD-Funktionär bekämpft die Nazis vor 1933 im Landtag wie auf der Straße; nach der NS-'Machtergreifung' unterstützt er den Inlandswiderstand seiner Partei vom Ausland aus.

Als Sohn eines Kupferschmieds wird Hermann Böning 1894 in Heidelberg geboren. Nach Volksschule und Schlosserlehre muss er als Soldat im Ersten Weltkrieg dienen. Wie bei vielen anderen Männern seiner Generation bewirken die schlimmen Kriegserlebnisse auch bei ihm eine Politisierung. 1918 schließt er sich dem ultralinken Spartakusbund an, 1920 tritt er in die KPD ein.

Weil er eine Demonstration seiner zu diesem Zeitpunkt verbotenen Partei organisiert hat, wird Böning 1924 zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt und aus seiner Stellung als Lokomotivführer bei der Reichsbahn entlassen. Seither ist der gelernte Schlosser in verschiedenen Funktionen als hauptamtlicher Parteifunktionär tätig. Nachdem er 1929 für den Wahlkreis Heidelberg in den Badischen Landtag eingezogen ist, verlegt er seinen Wohnsitz nach Karlsruhe, wo er 1930 auch in die örtliche Stadtverordnetenversammlung gewählt wird. Unter anderem wegen seiner Beteiligung an gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten kommt es in der Folgezeit zu mehreren Strafverfahren gegen ihn.

Im Frühjahr 1932 übernimmt Böning die Leitung des KPD-Unterbezirks Lörrach-Waldshut. Um der nach dem Reichstagsbrand vom 28. Februar 1933 einsetzenden politischen Verfolgung zu entgehen, flüchtet er von dort im März 1933 über die Schweizer Grenze ins nahegelegene Basel. In den folgenden Monaten kehrt er allerdings mehrfach mit falschen Papieren und verändertem Aussehen über den Rhein nach Baden zurück, um den Widerstand seiner Partei gegen das NS-Regime zu organisieren und durch den Schmuggel von Flugblättern zu unterstützen. Anfang August 1933 wird er bei einem Treffen mit seiner Lebensgefährtin festgenommen.

Nach fast anderthalbjähriger Untersuchungshaft wird Böning Anfang 1935 vom Oberlandesgericht Karlsruhe wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von sechs Jahren verurteilt; die Untersuchungshaft wird auf die Haftzeit angerechnet. Wenn man den KPD-Spitzenfunktionär auch nicht wegen „vollendeten Hochverrats“ habe verurteilen können – so ist in der NS-Presse zu lesen –, sei es doch immerhin gelungen, einen „gefährlichen Staatsfeind und gehässigen Gegner des nationalsozialistischen Staats für die nächsten Jahre unschädlich“ zu machen. Kaum ist Böning ins Zuchthaus Bruchsal verbracht, trifft die Weisung des Geheimen Staatspolizeiamts Karlsruhe ein, dass er nach Verbüßung seiner regulären Freiheitsstrafe in eine Überhaft zu überführen sei.

1936 wird Böning von Bruchsal auf den Hohenasperg verlegt, eine Zweiganstalt des württembergischen Zuchthauses Ludwigsburg. Anfang Oktober 1939 – mehr als sechs Jahre nach seiner Verhaftung und einen Monat vor dem Ende seiner Zuchthaushaft – kommt er dort unter ungeklärten Umständen zu Tode. Die offizielle, in den Akten niedergelegte Version lautet, dass ein anstaltseigener Lastwagen bei der Fahrt vom steilen Hohenasperg hinunter außer Kontrolle geraten und der Anhänger, auf dem Böning mitfuhr, an eine Wand geprallt sei. Dabei sei er vom Anhänger heruntergeschleudert worden und habe tödliche Schädelverletzungen erlitten. Hätte Böning die Zuchthaushaft überlebt, so hätte man ihn danach vermutlich auf unbestimmte Zeit ins KZ Dachau verschleppt. (ah)

1894

geboren in Heidelberg

19??

Stadtrat in Heidelberg

1914-1918

Teilnahme an der ersten Russischen Revolution und Flucht in die Schweiz

1911-1915

Gewerkschaftssekretär in Zürich und Basel

1916-1918

Teilnahme am Ersten Weltkrieg

1933

Flucht in die Schweiz

1933

Festnahme bei einem Deutschland-Aufenthalt

1933-1935

Untersuchungshaft im Bezirksgefängnis Karlsruhe

1935-1939

Haft in den Zuchthäusern Bruchsal und Ludwigsburg

1939

angeblich durch einen Unfall verursachter Tod