Das 'Bollwerk' wird geschleift

Der Staatsstreich gegen die preußische Regierung

Der konservative Reichskanzler Franz von Papen setzt die SPD-geführte preußische Regierung ab und stellt das Land unter Reichsaufsicht.

Bei der preußischen Landtagswahl im Frühjahr 1932 hat das regierende Parteienbündnis der Weimarer Koalition wegen des Erstarkens der NSDAP auf der einen und der KPD auf der anderen Seite keine parlamentarische Mehrheit mehr erzielt. Seither amtiert das preußische Kabinett unter dem langjährigen Ministerpräsidenten Otto Braun nur noch kommissarisch. Als dann im Juni Reichspräsident von Hindenburg dem Monarchisten Franz von Papen das Amt des Reichskanzlers überträgt, wittert der sogleich eine Chance, das mit Abstand größte Land des Reichs zu zerschlagen. Einen willkommenen Vorwand dafür liefern ihm die blutigen Zusammenstöße zwischen Nationalsozialisten, Kommunisten und Polizei. Zu der Eskalation ist es freilich auch deshalb gekommen, weil von Papen unmittelbar zuvor das Verbot von SA und SS wieder aufgehoben hat. Drei Tage nach dem Vorfall enthebt er die preußische Regierung ihres Amtes und setzt sich selbst als Reichskommissar ein. Mit der Schleifung des demokratischen  Bollwerks Preußen ist das endgültige Ende der Republik eingeläutet – ein Prozess, an dem auch das Ergebnis der Reichstagswahl vom Herbst 1932 nichts mehr ändern kann. (ah)