Antisemiten als Minister

Ein 'Bürgerblock' mit Extremisten

Um ihre eigene Position zu stärken, schmieden die kleinen 'bürgerlichen' Parteien ein Bündnis mit der republikfeindlichen DNVP.

Die Reichstagswahl vom Dezember 1924 hat eine Schwächung der äußersten Linken wie der äußersten Rechten erbracht: Die KPD hat diesmal nur noch einen Stimmenanteil von weniger als 9 Prozent erzielt, der Anteil der NSDAP hat sich mehr als halbiert. Die SPD hat ihren Stimmenanteil seit 1920 von 21,5 Prozent auf 26 Prozent steigern können. Damit hat sie ihre Position als mit Abstand stärkste politische Kraft im Deutschen Reich noch ausgebaut. Doch schon seit 1920 stellen die Sozialdemokraten nicht mehr den Reichskanzler, und seit 1923 sind sie nicht einmal mehr mit Ministern in der Reichsregierung vertreten. Seither haben Zentrum, DDP und DVP viele soziale Reformen, die die SPD in den Umbruchjahren 1918/19 durchgesetzt hatte, wieder rückgängig gemacht oder zumindest aufgeweicht. Dem Wahlerfolg der SPD zum Trotz beteiligen sie sie auch diesmal nicht an der Regierung, sondern gehen lieber eine ‚bürgerliche Koalition‘ unter Einschluss der demokratiefeindlichen und antisemitischen DNVP ein. Mithilfe dieses Bündnisses hoffen sie, konservative Wähler für sich gewinnen zu können. (ah)